RE: ...auch eine Weihnachtsgeschichte von Tom

#1 von Conni , 04.09.2010 18:15

Verfasst am: 23 Dez 2008 20:31 von Tom


Diese Geschichte hat wahre Hintergründe und ich schrieb sie auf, nachdem mir Steven, hier im Forum 'Brite60', (Moderator bei angelmusik.de und ehemals Streetworker) sie mir in ein paar Zeilen erzählt hatte..
Es muss nicht genau so gewesen sein - aber ähnlich auf jeden Fall:

Steven liess sich den letzten Schluck des kühlen Bieres schmecken. Er schloss einen Moment die Augen und genoss die himmlische Ruhe der kleinen gemütlichen Kneipe.
Er schaute auf die Uhr, die ihm sagte, dass er sich nun wirklich beeilen musste. Ärger gab es sowieso - Steven kam mindestens eine Stunde zu spät und noch dazu mit Bierfahne zu Hause an und seine Frau hasste sowohl Unpünktlicheit, als auch Alkohol...

So beeilte er sich auch gar nicht wirklich, sondern atmete die kalte Winterluft ein und schlenderte mit den Einkäufen durch die Strassen. Die Temperaturen waren sehr gesunken und Steven fing an zu frieren.
Er machte sich auf den Heimweg, als er auf einmal die leise Musik einer Mundharmonika hörte. Das Lied klang sehr traurig und unbewusst folgte er den Klängen.
An einer Strassen-Ecke sass ein alter Mann. Seine Kleidung war zerschlissen und er war so etwas, was man auch gern mal als 'Penner' bezeichnet. In einer kleinen Blechdose vor seinen Füssen lagen ein paar Cent und Steven griff zu seiner Brieftasche, steckte sie aber gleich wieder ein. 'Was helfen ein paar Euro schon?', dachte er traurig. Der Mann würde sich nur Alkohol davon kaufen, damit er die Kälte und Einsamkeit des Abends aushalten würde.

Stevens Blick fiel auf seine prall-gefüllte Einkaufstasche, er dachte an sein gemütliches Zuhause, an die Wärme und die geborgene Athmosphäre.
Fast wie in Trance sagte er leise: 'Hey, weisst du was? Du kommst mit mir und verbringst den Rest des Tages mit meiner Familie und mir!'.
Ungläubig schaute der alte Mann hoch und Steven sah eine Träne laufen. 'Nein, ich kann nicht mitkommen.', sagte der Mann und fügte leise hinzu: 'Schau doch, wie ich aussehe.'..

Steven reichte ihm seine Hand und brachte damit zum Ausdruck, dass er es ernst meinte. Der Mann stand auf und folgte ihm wortlos.
Wenn Blicke töten könnten, wäre Steven schon an der Haustür tot umgefallen, denn seine Frau schaute entsetzt zwischen dem strahlenden Steven und dem völlig verschüchterten Obdachlosen hin und her und es gab harte Worte, nachdem Steven den Mann zum Baden ins Badezimmer geschickt hatte.
Aber Steven hörte gar nicht zu. Er war viel mehr damit beschäftigt, seinen Kleiderschrank nach Sachen zu durchsuchen, die dem Mann passen könnten. Einen Teil reichte er ins Bad, ein paar sehr schöne Sachen packte er in Geschenkpapier und legte sie mit unter den Weihnachtsbaum.

Das Essen verlief ruhig, etwas zu ruhig, aber angenehm. Dann sprang der Alte plötzlich auf und sagte: 'Ich habe ein Geschenk für euch!'. Er zog seine Mundharmonika aus der Tasche und begann, Weihnachtslieder darauf zu spielen. Nicht nur er selber hatte am Ende Tränen in den Augen.
Beim Abschied steckte Steven ihm etwas Geld für ein Pensionszimmer zu, wandte sich dann seiner Frau zu und sagte: 'War das jetzt so schlimm? Schau, es ist noch Essen übrig - nächstes Mal lad ich zwei Leute ein.'..
Seine Frau musste lachen, umarmte ihn und sagte leise: 'Vielleicht gehen wir nächstes Jahr zusammen einkaufen und entscheiden das auch gemeinsam.'..
Als Steven im Bett lag, schlief er leise murmeld ein.. Seine Worte waren: 'Wenn wir alle etwas mehr Herz hätten, wäre Heilig Abend niemand arm und allein draussen auf der Strasse....'..

Heilig Abend ist nicht nur ein Fest der Familie - es ist auch ein Fest der (Nächsten-)Liebe..

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