Marion, zuerst mal, Deine Hose ist perfekt geworden, glaube bitte einer Herrenschneiderin (allerdings Industrieschneiderin)
Was glaubt ihr, wieviel wir Lehrlinge in der Ausbildung getrennt haben und unserem Lehrausbilder im wahrsten Sinne die Haare zu Berge standen.
Wenn wir mit nem Teil fertig waren, kam die Begutachtung und dann fragten wir sehr bald:
"Meister, ich bin fertig, darf ich trennen???"
Da gehörte auch schon dazu, dass man am Anfang und Ende der Näherei die Fäden nicht gaaaanz sauber abgeschnitten hatte.
Später, am Band, war das nicht mehr so dramatisch. Wenn jemand nich so ganz exakt war, bekam der dann die Teile, bei denen man am fertigen Stück mal ne krumme Naht nicht mehr sehen konnte. Aber das konnte auch Strafarbeit sein.
Wir haben halt nur die Näharbeiten, heften, vornähen und montieren( Kleidung dann zusammenfügen) gelernt. Maße nehmen, Schnitte erstellen und zuschneiden nur theoretisch. Insofern war auch Eigeninitiative gefragt.
In meiner Lehrzeit "durfte" ich mal einen alten Raglanmantel umarbeiten. Die verschossene Seite nach innen, die Linke, noch gute Seite dann außen.
Ich sag Euch, grauenhafte Arbeit. Aber in den 60er Jahren gabs das halt auch noch.
Aber für die großen Versandhäuser des Westens haben wir Thüringer auch gearbeitet.